29 Oktober 2007

Zamonien-Abenteuer #1.1

Pünktlich auf den Tag, an dem ich meine Geschichtsarbeit fertig stellen wollte, erreicht mich ein lang ersehntes Paket: Das Buch «Ensel und Krete. Ein Märchen aus Zamonien» von Walter Moers .

Jetzt heisst es: zusammenreissen, Arbeit beenden und mich dann ins Abenteuer stürzen. Für euch folgt eine Episode in mehreren Teilen aus meinem letzten Abenteuer in Zamonien aus dem Buch «Rumo & Die Wunder im Dunkeln» natürlich auch von Moers.

Vorgeschichte: Die Haifischmade Volzotan Smeik steckte dem Eydeeten1 Doktor Oztafan Kolibril seinen Finger ins Ohr. Auf diese Weise können Eydeeten mit vier oder mehr Gehirnen ihr Wissen bakteriell übertragen. Smeik gelangte in das Innere Kolibrils, wo er in der «monströsen Baustelle», der Doktorarbeit Smeiks, das winzige Unterblutboot der Unvorhandenen Winzlinge2 stieg. Damit gelangte er in den Körper der Wolpertingerin Rala vom Wald, um sie mit den winzigen mechanischen Werkzeugen des Unterblutbootes ins Leben zurück zu holen. Smeik vernimmt plötzlich hohe dünne nasale Stimmen, die, wie sich heraus stellt, von drei Unvorhandenen Winzlingen stammen.

«‹Dann sagt mir doch euren richtigen Namen.›

‹Das können wir nicht.›

‹Unmöglich.›

‹Zu riskant.›

‹Ach? Und warum?›

‹Wir haben einen Namen, aber es ist kein Name nach den beschränkten Vorstellungen, die du von Namen hast.›

‹Du würdest unsere Namen nicht verstehen. Ist zu komplex für deine Gehirnkapazität.›

‹Die reine Nennung unseres Namens würde dich in den Wahnsinn treiben. Eigentlich ist er eine Zahl. Eine für dich unbegreifliche Zahl.›

‹Ihr meint eine unbegreiflich grosse Zahl?›

‹Nein. Eine unbegreiflich kleine Zahl.›

‹Wahnsinnig klein.›

‹So klein, dass die Zeit rückwärts läuft, wenn man sie ausspricht.›»

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1Eydeete sind die intelligentesten Lebensformen ganz Zamoniens, wenn nicht der ganzen Welt. Sie verfügen von Natur aus normalerweise über mindestens drei Gehirne (einzige Ausnahme: Ezekiel Gänseril, zweigehirnig), wobei besonders intelligente Exemplare bis zu sieben Gehirne aufweisen können. Eydeete sind von eher schwächlicher Statur. Was ihnen jedoch an Ausdauer und Körperkraft fehlt, machen sie durch ihre überragende Intelligenz leicht wieder wett. Etliche Eydeete verfügen dazu über paranormale Fähigkeiten wie Telepathie und Telekinese. Bekannte Eydeete sind Prof. Dr. Abdul Nachtigaller (Dunkelheitsforscher, Makrokosmologe und Hobby-Tornadologe) und Oztafan Kolibril (Mikrokosmologe und Erforscher des Nebelheimer Nebelphänomens). Vgl. Prof. Dr. Abdul Nachtigallers Lexikon


2Die Unvorhandenen Winzlinge (wie sie von Dr. Kolibril genannt werden) sind kleine, aber hochintelligente Lebewesen, die älter sind als unsere Zeit. Sie rechnen mit kleinen Zahlen, die zu klein für unser Gehirn sind, weshalb wir sie nicht verstehen würden. Sie haben die grossen Dinge vor einer unvorstellbar kleinen Zeit überwunden. Das einzige, womit sie sich beschäftigen sind kleine Zahlen. Vgl. Daseinsformen Zamoniens

25 Oktober 2007

Utrum-Politik #2

Um noch einmal auf die Utrum-Politik zurück zu kommen:

«Frauen scheren sich nicht um Politik», hiess es in der NZZ.
«Politik interessiert Frauen sehr», sagt Regula Stämpfli in der Coopzeitung.

Macht euch selber ein Bild (aber für einmal ziehe ich die Coopzeitung der NZZ vor).

Gästesektor - Chris' Paradoxon

Was paradox ist? Ein Mensch der nur dann glücklich ist, wenn er etwas zu jammern hat, ein Mensch der jeden hasst, der ihn gern hat, das offene Geheimnis und das beredte Schweigen.

Wie gerne habe ich doch paradoxe Geschichten. Schon das Paradies hatte seinen «Baum der Paradoxie». Oder was hat ein Baum mit verbotenen, todbringenden Früchten mitten im Paradies zu suchen. Hat dieser Baum der Erkenntnis etwa einen tieferen Sinn? Vielleicht eine Sündenfalle? Ähnlich wie Ödipus vom Orakel genarrt wurde, die Warnung erst bewirkt das verderben? Menschen reagieren nun mal paradox, deshalb führt, wenn man jemanden manipulieren will, gewöhnlich einen paradoxe Strategie zum Erfolg.

Wenn ihr jetzt aber einen anderen Beitrag lesen wollt, muss ich euch enttäuschen. Denn dafür müsst ihr mit der Maus erstmals zur nächsten Seite klicken, und dafür müsst ihr mit der Hand die Hälfte der Strecke zurücklegen. Doch zuvor müsst ihr diese Strecke zum Mausklick einen Viertel zurücklegen usw. die Strecke lässt sich beliebig oft halbieren. Auch Hilfe könnt ihr nicht holen, denn dafür müsst ihr erstmals die hälfte des Weges zur Tür zurücklegen, beziehungsweise deren Hälfte und wieder deren Hälfte. Es ist nicht möglich in einen begrenzten Zeitraum bis unendlich zu zählen.

Es ist also eigentlich unmöglich irgendetwas zu tun – das ist logisch.

Text und Bild: Christian Buess

23 Oktober 2007

Spock-Spionage

SPOCK.COM IST EINE SPIONAGEORGANISATION ersten Grades. Ziel der Spock-Spionage ist es, Informationen über Leute zusammenzutragen und sie in einem einzigen Pool zugänglich zu machen. Die Spock-Spione durchkämmen das Netz nach allen möglichen Infos über Menschen, sie durchforsten Netzwerke und grasen communities ab, sie stöbern in Internet-Adressbüchern und durchleuchten Blogs - da fällt bestimmt niemand mehr durch die Maschen des Internets.

GANZ EHRLICH: ein wenig mulmig ward mir schon, als ich wieder einmal Neuigkeiten über mich selber und mein langweiliges Dasein erfahren wollte und mich selber googlete (dieses Abenteuer kann ich allen nur wärmstens empfehlen), als ich eben dies tat und auf meine ganz persönliche spock-Profilseite stiess. Niemals habe ich mich da angemeldet. Ich gebe es zu, ich lasse mich schon ab und zu Mal gerne im Netz blicken, aber solche Fichen über mich selber würde ich niemals anlegen. Und wenn, dann nur mit schamlos falschen Angaben (so studiere ich zum Beispiel gemäss einem Studierendenverzeichnis Lederverabeitung und Schuhtechnik - ein bisschen Spass muss schliesslich sein).

EBEN DIESES SPOCK-PROFIL zu meiner Person lokalisiert mich zwar an einem ganz abstrusen Örtchen dieses Landes, aber es enthält immerhin auch Wahrheiten über meine ausbildungstechnische Vergangenheit und Gegenwart sowie einen Link zum Phlog und zu einer Netzwerk-Seite, auf der ich mich Mal registriert habe, weil ein Freund aus Dänemark mich dazu eingeladen hatte. Ich war einfach unvorsichtig, kann man wohl sagen.

Jetzt frage ich mich:
  1. ist das legal, was spock.com da treibt? (ich tippe auf ja, weil sie die Informationen nur im Netz aufgabeln und verlinken und nicht eigenhändig online stellen).
  2. ist es schlecht/unvorteilhaft so ein spock-Profil zu haben?
  3. das ist vorerst alles.

Utrum-Politik

«Der Nationalrat wird nicht nur jünger, sondern auch weiblicher: Die Frauen haben sich neun Sitze mehr erkämpft als vor vier Jahren. Damit halten sie nun 59 von 200 Sitzen.» (Heute, gestern).

Unser Nationalrat besteht nun also zu mehr als zwei Dritteln aus Männern und zu weniger als einem Drittel aus Frauen. Diese Volksvertretung steht äquivalent für 3'679’359 Männer und 3'829’380 Frauen der Schweizer Bevölkerung1. In den Medien herrscht Begeisterung, «endlich wird unsere Politik weiblich». Als sagten die Männer: «sieht, ihr könnt mitreden», und als sagten die Frauen: «sieht, wir können mitreden» – als sei dies nicht selbstverständlich. Weiblich ist aber doch ein Organismus, der mehr Östrogen als Testosteron enthält. Ich wäre denn für einen gleichmächtigen Hormon-Mix. Für eine Utrum-Politik.

1 Bundesamt für Statistik, Stand: 31. Dezember 2006.

19 Oktober 2007

Gästesektor - Evas Fabelfisch

Etwas war anders heute morgen. Auf der sonst eher uninteressanten Seite von MSN, welche nach dem Ausloggen aus dem Hotmailprogramm erscheint, blieben meine Augen an einem Bild hängen. Und für einen Moment dachte ich, es hätte mich in eine Fabelwelt verschlagen. J. K. Rowling's neues Buch? Werbung für einen neuen Film? Eine besonders exotische Ausstellung vielleicht in irgendeinem berühmten Museum? Nein, nichts von dem. Es war ein Bild einer Entdeckung von Tauchern bei einer Expedition südlich der Philippinen. Und was freue ich mich doch, dass in unserer sonst praktisch komplett ausgekundschafteten Welt immer noch solche Fabelwesen auftauchen!

Text: Eva Kauffmann
Bild: http://www.msnbc.msn.com/id/21322859/?GT1=10450

18 Oktober 2007

Wie jetzt?

GLÜCKLICHERWEISE hatte sich vor dem Stand eine kleine Menschenschlange versammelt, so konnte ich mir noch in aller Ruhe überlegen, wie ich dem Objekt meiner Begierde politisch korrekt sagen möchte.

«Gerne einen Kaffee und einen Schokokuss», sagte ich dann, als ich an der Reihe war. «Einen Mohrenkopf oder einen Negerkuss?», fragte der dunkelhäutige Verkäufer und schmunzelte, während er mir diese lecker Süssigkeit in goldenem Gewand hinstellte.

Ihm ist es wohl egal, wie wir dem Schokoding sagen, vielleicht hätte er lieber einen spannenderen Job, als politisch korrekte Bezeichnungen. Ich werde mich trotzdem weiterhin versuchen, mich einigermassen ordentlich auszudrücken… auch wenn es einen Mehraufwand bedeutet und zeitweilig unangenehme Reaktionen auslöst.

Über die praktische Unmöglichkeit einer wert- und vorurteilsfreien Sprache lasse ich mich gerne später einmal aus.

16 Oktober 2007

Dickfuss oder Pachypodium lamerei

«Die Madagaskarpalme ist mittlerweile schon fast an jeder Ecke zu haben. Aufgrund des schnellen Wachstums sollten Sie ein kleines Exemplar bevorzugen. Auch nur knapp 20 cm hohe Exemplare können bei idealer Pflege innerhalb von nur 2 bis 3 Jahren bis auf 2 m heranwachsen! Der Dickfuß ist eine ideale weil sehr robuste Anfängerpflanze; wer es fertigbringt, sie totzupflegen, sollte in Zukunft nur noch künstliche Pflanzen kaufen.»

Text: http://www.kuebelpflanzeninfo.de/zimmer/madagaskarpalme.htm
Bild: Petra Pretorius, http://www.photocase.de/de/photodetail.asp?i=86227

11 Oktober 2007

Mein Anliegen

Ich verlange die sofortige wie endgültige Abschaffung aller antiquierten Etiketten!

Da hat sich nämlich ein älterer Herr im Bus von seinem Platz erhoben und mir diesen mit einladender Geste offeriert - dabei ist er fast umgefallen. Auch nach der vierten bald vehementen Aufforderung, mich hinzusetzen, weigerte ich mich freundlich aber bestimmt, dies zu tun. Nachdem dieser nette Herr in Schale wegen des rüpelhaften Fahrstils des Busfahrers noch weitere drei Mal knapp einem Sturz entkam, liess er sich schliesslich wieder auf dem seinigen Platz nieder.

Mir wars peinlich.

Ihm wars peinlich.

08 Oktober 2007

Bin Bullenfreund

Da kriegen die ehrenwerten Berner Stadtpolizistinnen und -polizisten am Samstag die (insgeheim SVP wählenden) Chaoten nicht unter Kontrolle und packen dann am Montag die Fahrräder ein, deren Hinterrad über die Veloparkplatzmarkierung ragt.

Naja, wenns dem Selbstwert wohl bekommt...

04 Oktober 2007

Wieso wohl?

Eineinhalb Jahre nach dem Rauchverbot an allen öffentlichen Plätzen sind in Schhottland Lungenerkrankungen und Herzinfarkte drastisch zurück gegangen - bei aktiven und passiven Raucherinnen und Rauchern.

Seit 2006 gilt in Schottland in Pubs und anderen öffentlichen Lokalen das Rauchverbot. Studien konnten bereits jetzt erste positive Ergebnisse in Bezug auf das Rauchverbot belegen. In dem untersuchten Zeitraum von 2006 bis 2007 sind 50'000 weniger Herzinfarkte zu verzeichnen als noch im Jahresvergleich als das Rauchen noch erlaubt war. (http://www.medizin-aspekte.de/07/09/medizin_forschung/rauchverbot.html)

Wen wundert's?

Teleshopping verbessert die Welt

WERBESENDUNGEN – ich rede vom live übertragenen Teleshopping – fesseln micht an die Mattscheibe. Ich kann nichts dagegen tun! Hier erlebt es sich noch live, wie unsere schmutzige, komplizierte und überfordernde Welt ein Stückchen reiner gemacht wird. «Wir haben ein realistisches Mittel gegen realistische Flecken – greifen Sie zu.» Ich bin baff. «Unser Obenflächerreiniger kommt im 5-teiligen Set, statt wie normalerweise im 3-fachen Set. Und dieses Ledertuch kommt mit dabei!» Das versetzt mich in sprachloses Staunen.

AUCH MIT DABEI beim Teleshoppingvergnügen: kostenlose, unterhaltsame Lektionen in Argumentationsstrategie und Rhetorik. «Wir trocknen die Scheibe mit Wasser.» Sogar diesen Irrsinn kaufe ich dem Walter Freiwald und seinen vorzugsweise blonden Verkaufsfeen ab. «Dieser Oberflächenschutz weiss genau, wo der Dreck rein will und versperrt ihm den Weg.» Wenn ich nur annähernd so überzeugend Reden schwingen könnte, das Leben wär ein Zuckerschlecken. «Das Bügelwunder kommt aus Amerika und macht die Falten raus. Ich zeige dem Dampf, wo er hin muss, und da geht er hin!» Das halte ich kaum aus.

«SCHAU DIR DAS AN WALTER, ich muss es nur ranhalten», einzig meine erschöpfte finanzielle Ressource verhindert den Griff zum Telefon. «Das Wunderding ist bei mir jeden Tach im Einsatz. Alles was ich machen muss ist, Kleider aufn Bügel hängen und abdampfen.» Das mach ich jetzt besser auch, abdampfen.

02 Oktober 2007

Ich frage mich manchmal

Ich frage mich, ob dem jungen, dunkelhäutigen Mann mit dem grünem Strickschal aufgefallen ist, dass im proper vollen Bus einzig der Platz neben ihm leer geblieben ist? Mir wars recht, ich kämpfte mich geniesserisch-brüsk an den vielen Stehreisenden vorbei und liess mich auf den letzten freien Platz plumpsen.