03 Februar 2009

Formale Logik am einfachen Beispiel

Prolog: Roger weinte ob seiner Niederlage gegen den besseren Nadal. Eine Blickamabendredaktorin vollbringt einen Recherche-Effort und fragt beim Psychologen nach, was da eigentlich beim «Weltsportler» so abgeht, wenn er vor versammeltem Weltpublikum losheult – er weiss es nicht, dafür ist ihm aber geläufig, was beim Publikum los ist, wenn sie Fedi beim Heulen zuschauen müssen:
«Emotionales Wrack [Zwischentitel]. Dafür weiss Spielmann, was bei den Fans abgeht: ‹Wenn Menschen positive Emotionen zeigen, lösen sie auch bei anderen Menschen Emotionen aus – das ist ein urmenschliches Verhalten›. Das gilt sogar für Männer.» (Blick am Abend 2. Feb. 2009)
Ich rekapituliere den Aufbau der vorliegenden verflochtenen Argumentationslinien und decke die implizierten logischen Schlussfolgerungen auf:

Prämisse P1 ist ein Konditional bestehend aus dem Antezedens A: Wenn Menschen positive Emotionen zeigen, und dem Sukzedens S1: lösen sie auch bei anderen Menschen Emotionen aus. (menschlich)
Prämisse P2 spezifiziert dieselbe materiale Implikation für Männer verkürzt formuliert: Das gilt sogar für Männer (nämlich, dass sogar bei ihnen Emotionen ausgelöst werden (S2) (männlich), wenn Menschen positive Emotionen zeigen (A))
Konklusion K1: Männer sind etwas anderes als Menschen
Konklusion K2: Männer weisen bezüglich (von Menschen gezeigten positiven Emotionen) ausgelöster Emotionen urmenschliches Verhalten auf (weil bei ihnen dasselbe passiert wie bei anderen Menschen (S2), wenn Menschen positive Emotionen zeigen (A)).
Konklusion K3: Manchmal sind Männer Menschen und manchmal sind Männer keine Menschen

Vereinfacht:

Prämisse 1: von Menschen gezeigte Emotionen führen bei Menschen zu Emotionen
Prämisse 2: von Menschen gezeigte Emotionen führen sogar bei Männern zu Emotionen
Konklusion 1: Männer sind etwas anderes als Menschen
Konklusion 2: Männer weisen bezüglich (von Menschen gezeigten positiven Emotionen) ausgelöster Emotionen urmenschliches Verhalten auf
Konklusion 3: Männer sind manchmal Menschen und manchmal unmenschlich

Und für die PuristInnen unter uns:
Ich gratuliere Frau Kuhni zu den hervorragenden Erkenntnissen und hoffe von Herzen, sie möge ihren Frust über unmenschliche Männer und männliche Emotionenwracks demnächst oder einfach möglichst bald überwinden, denn solche Schreibereien sind irgendwie auch schrecklich unmenschlich.

6 Kommentare:

Jessica hat gesagt…

ja, es ist bullshit - der blickamabendtext aber auch.

Anonym hat gesagt…

du machsch mr langsam Angscht ;-)

crimifoo

Jessica hat gesagt…

wüso?! :-]

hythyron

Anonym hat gesagt…

Wow. Deine analytischen Fähigkeiten. Herrlich! :-))

Jessica hat gesagt…

naja, das ergebnis ist tatsächlich wenig berauschend ;-)

Unknown hat gesagt…

aber wenn wir jetzt annehmen es gibt zwei arten von menschen (weibliche und männliche), dann macht die aussage doch etwas sinn oder?
vielleicht nicht super formuliert, aber nicht falsch oder nicht?

wenn wir also eine gruppe von verschiedenen dingen haben die aber doch irgendwie alle das selbe sind (auf einem übergeordneten level), dann kann es ja sein, dass eine art von ding in dieser gruppe erstaunlicherweise etwas aufweist, was man ihm nicht zugetraut hätte oder?
natürlich wenn nur zwei arten in dieser gruppe sind, dann macht es nicht viel sinn zu sagen "gruppe verhält sich so" und dann noch anzufügen dass das sogar auch bei der einen hälfte zutrifft.

also ich finde, wenn man das so sagen will wie die blickamabendredaktorin es gesagt hat, dann kann man es fast nicht anders sagen, die frage ist eher muss man das so sagen? nicht unbedingt nötig würd ich dazu sagen, aber trotzdem :)

contsitt

(ob das wohl eine bedeutung hat, so ein schönes menschidentifizierwort hatte ich noch nie)