24 Juni 2007

Männer bauen, Frauen kochen

Also, also Herr Aschinger:

Richard Aschinger lobt in einem Kommentar auf der Titelseite des Bundes vom Samstag 16.Juni 2007 den neuen Basistunnel als «grossartiges Werk» und zählt die zahlreichen Berufsgattungen auf, die sich für die Entstehung des Lötschbergtunnels eingesetzt haben:
«...ein Bau, an dem Tausende Mineure, Geologen, Sprengmeister, Ingenieure, Elektriker, Maurer, Schlosser, Maschinisten, Finanzcontroller, Dumperfahrer, Bahntechniker, Lüftungs-, Signal-, Sicherheitsspezialisten und Kantinenköchinnen zehn Jahre lang gearbeitet haben.»
Wie kann ein Journalist einem derart veralteten und realitätsfernen Stereotypendenken verfallen sein und bleiben? Ist er doch der Meinung, dass Männer, Experten und Arbeiter, den Tunnel geplant und gebaut haben, während Frauen, Kantinenköchinnen, gekocht und serviert haben. Bedenklich finde ich auch, dass unmittelbar über Aschingers Kommentar ein Artikel über das neue Buch von Alice Schwarzer angerissen wird: «Im Buch ‹Die Antwort› bilanziert die Feministin 30 Jahre Frauenbewegung.» Hier hat die Seitenproduktion entweder geschlafen oder die letzten 30 Jahre verschlafen.

Nachtrag: Die Redaktion des Bunds war so freundlich diesen Leserbrief abzudrucken. Danke.

22 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hmm schon etwas unpassend, aber ich frage mich gerade wie man das anders hätte schreiben können. mit Innen und so wär ja sehr unleserlich geworden.

gut man hätte immer einmal männlich dann einmal weiblich und so abwechseln können.

und die Kantineköche sind eh die verlierer.

Anonym hat gesagt…

*grins* ich finde, immerhin haben sie das Küchenpersonal erwähnt, sonst wird sowas ja eher vergessen ;-)

Anonym hat gesagt…

Äh.. warum sind jetzt die Köche die Verlierer?? Ich schnall das nicht ganz.
Es sind nach wie vor die Männer, die die Welt dominieren, (und die Frauen, die dabei verlieren) das ist eine nicht weg zu diskutierende Tatsache!!
Wollt ihr ein Beispiel? Bitte:
in meinem Betrieb gibt es amtliche Formulare, welche nebst der Unterschrift unseren Kunden auch
unsere Berufsbezeichnung enthalten: ratet, welche Form da gedruckt ist! Ja natürlich - nur die männliche!! Dasselbe in allen Kundenprospekten und Gebrauchsanweisungen. "IHR HG-AkustikER hilft Ihnen gerne weiter.." und so weiter und so weiter.
Und überhaupt-- wo seid ihr Frauen alle, hier im Blog??
Und Sushila: warum so milde, Dein Kommentar?
Es grüsst eine Frau, die weiss, dass Frauen mindestens soviel Achtung und v.a. GLEICHWERTIGKEIT verdient haben, wie die Männermenschen ;-)

Anonym hat gesagt…

ich meinte eigentlich nur, dass der schreiber das vielleicht oder wahrscheinlich gar nicht so gemeint hat wie er es geschrieben hat, sich einfach nicht viel dabei gedacht hat.


wie ist es eigentlich in sparachen wo es keine weiblichen formen gibt oder fast keine. z.b. englisch. ärgern sich dort die frauen mehr oder weniger?

ist das wort elektriker überhaupt ursprünglich männlich gewesen oder hat man sich eher daran gewöhnt dass elektriker männlich sind (also waren früher ja eigentlich ausschliesslich, also genug früh halt)
und dann ist irgend so ein stürmi gekommen und hat eine weibliche form eingeführt und hat eine weibliche form erfunden und so automatisch die alte form männlich gemacht.

also was ich sagen will, kann es überhaupt eine männliche form eines berufes geben den es nur für männer gibt (also gab als das wort "erfunden" wurde).

also ich persönlich ärgere mich eigentlich wenig über wörter. gut ich bin ja keine frau und so weiss ich leider nicht wie das in dieser hinsicht ist.

Remo hat gesagt…

Hm, im Englisch weiss ich das gar nicht - aber im Norwegisch ist der Trend ja lustig. Man hat zwei Formen, die man früher auch benutzt hat. Nun geht man aber im Zuge der Gleichberechtigung dazu über, nur noch die männliche Form zu benutzen, welche als neutrale Form angesehen wird.

Die Wörterproblematik als Hirngespinst der Gesellschaft?

Remo hat gesagt…

Macht oben aus dem "lustig" doch bitte gedanklich ein "interessant".

Anonym hat gesagt…

Hja also im Dänischen (was ja ziemlich ähnlich mit dem Norwegischen ist) gibts gar keine geschlechtsspezifische Grammatikformen. Da gibts nur das Neutrum und das Utrum (fælleskøn), das für beide Geschlechter gilt, also sicher nicht männlich ist. Grundsätzlich ist alles "lebendige" im Utrum und das andere im Neutrum (mit tausend Abweichungen, natürlich).

Zur deutschen Sprachgeschichte (simon) komm' ich dann noch ;-)

Remo hat gesagt…

Also für die Berufsbezeichnungen haben sie zum Teil zwei Wörter (Bsp.: lærerinne, lærer). Verwendet wird aber eben nur die männliche Form.

Insgesamt gibt's im Norwegischen übrigens drei grammatikalische Geschlechter (maskulinum, femininum, nøytrum). Hab's vorher so geschrieben als gäb's nur zwei, ist aber nicht so.

Interessant, dass das im Dänischen anders ist, sonst gleichen sich die Sprachen ja schon ziemlich.

Anonym hat gesagt…

Liebe m'allemann die sich outende ;-) Mir persönlich ist es im Grunde genommen egal, ob die Berufe männlich, weiblich oder beides geschrieben werden. Ich bevorzuge jedoch die männlichen Formen, der Grund: "Ihr / Ihre HG-Akustiker/in hilft Ihnen gerne weiter" sieht doof aus, es gibt etliche Stolpersteine (dieser Text ist zwar noch ziemlich harmlos, habe schon schlimmeres gelesen), aber dennoch schrecklich zu lesen. Sorry, aber ich bin keine Emanze in dieser Hinsicht. Sicherlich bin ich gegen die "Unterdrückung" der Frauen, aber sowas finde ich eher lächerlich - meine Meinung ;-)

Honi soit qui mal y pense,
elelhcom, pzcbva

Anonym hat gesagt…

Wie wär's mit:
"Ihr HG-Akustik-Team hilft Ihnen gerne weiter..."?
Meist lassen sich die unschönen und komplizierenden männlich/weiblich Endungen ganz leicht vermeiden in dem man einen neutralen Sammelbegriff verwendet (Bsp. Studentinnen und Studenten, Student/-innen, StudentInnen --> Studierende).
Meiner Meinung nach sind Wörter sind eben nicht einfach nur Wörter, sondern sozusagen "materialisiertes Bewusstsein" und darum fühle ich mich als Frau eben NICHT angesprochen (resp. gar bewusst ausgeschlossen), wenn nur die männliche Sprachform verwendet wird.

Anonym hat gesagt…

wenn ich noch berufstätig wäre könnte ich gut mit der maskulinen Anrede klar kommen, doch würde ich bei gleicher oder gleichwertiger Ausbildung auf die Barrikaden steigen um den gleichen Lohn zu erhalten, wie die Herren der Schöpfung
Es schöns Wuchenend und liebi Grüess

Anonym hat gesagt…

P.s.
Ist die Mehrzahl von "Wort" "Wörter" oder "Worte"?

Remo hat gesagt…

Aus Basitan Sicks "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod":


Worte/Wörter

Man spricht von "Wörtern", wenn Wörter im eigentlichen Sinne, als kleinste grammatische Einheit eines Satzes, gemeint sind:

- Ein Satz besteht aus mehreren Wörtern.
[...]

Man spricht von "Worten", wenn damit Zitate, Redewendungen oder die ganze Sprache gemeint sind:

- "Ich bin ein Berliner" [...] sind große Worte berühmter Politiker.
[...]

Um es auf eine Formel zu bringen: Wörter bestehen aus Buchstaben, Worte bestehen aus Gedanken.


Ich würde in diesem Fall also "Wörter" verwenden.

Remo

P.S.:
Ich denke, wenn ich eine Frau wäre, würde ich über diese Sache wie Grossmutter denken.

Anonym hat gesagt…

Logisch, im Beruf ist es etwas anderes, wenn es um die Gleichberechtigung geht (bei Lohn oder gewissen Bedingungen). Aber bei den männlich-weiblich Formen ist das doch egal, ich fühle mich auch so angesprochen. Ich möchte nur, dass der Text leserlich bleibt, ohne diese ständigen -/in etc.

jrpogxvn

Anonym hat gesagt…

Ich bin da halt vielleicht schon etwas heikel. Und ich glaube, dass diese häufig in der männlichen Form gebrauchten Berufsbezeichnungen genau daher stammen, dass es früher den Männern vorbehalten war, einen Beruf zu erlernen. Ich kann mir da keinen anderen Grund denken..
Ob Männer sich wohl freuen würden, wenn stünde 'Ihre Autoverkäuferin, Ihre Reiseberaterin, Ihre Managerin..' Man versetze sich mal in die Lage deS Betreffenden!
Ob sich das jedeR so gefallen liesse?
Vielleicht sind das wirklich nur Details, aber immerhin werden da Personen direkt tangiert oder angesprochen. Im übrigen dürfte es heute softwaremässig kaum mehr ein Problem darstellen, mit dem hinterlegten Namen auch gleich das Geschlecht bzw. die richtige Form zu verbinden. Wird ja auch häufig schon so gemacht .. ich überlege grade, wie das in anderen Betrieben gehandhabt wird. Würde mich schon noch interessieren!

Anonym hat gesagt…

Am besten wir steigen auf Englisch um, da gibt es den ganzen männlich-weiblich-Seich nicht, dann hätten bestimmte Personen ein Problem weniger ;-)

Wie schon gesagt, ich finde es überhaupt nicht schlimm. Zudem: Wenn eine Frau "Koch" gelernt hat, will sie auch nicht als "Köchin" angesehen werden, weil das diejenigen sind, die zu Hause kochen, und es nicht beruflich machen. Es kommt also auch von den Frauen.

Es wird auch nie Gerechtigkeit geben, die Männer werden sich immer von den Frauen unterscheiden, und die eine Gruppe wird sich immer unterdrückt fühlen - und da ist die Schrift noch das harmloseste! ;-) Am besten keine Gedanken darüber machen und sich auf wichtigere Dinge im Leben konzentrieren, man verschwendet viel zu viel Zeit für unsinnige Sachen.

vboqz

Anonym hat gesagt…

unser französischlehrer im gymi und amateurtheaterregisseur des ensembles "kater lamouche" hatte anno dazumal den pressetext wie folgt verfasst:

"begleitet wird das ensemble von drei musikerinnen, davon eine ein mann."

fand ich schön.

Anonym hat gesagt…

also ich schliess' mich niggi an. die sprache ist mitunter ein abbild der schemata, die wie alle in unserem hirni mittragen. frauen kriegen weniger lohn für die gleiche arbeit, fühlen sich aber nicht diskriminiert, wenn in texten nur die männliche form verwendet wird... für beginnt dort das umdenken. wenn überall gleichheit herrschen soll, dann muss man sich überall damit auseinandersetzen.

übrigens: bei einer untersuchung von stellenanzeigen mit neutralen, männlich und weiblichen und nur männlichen berufsbezeichnungen hat sich ergeben, dass sich frauen von stellenanzeigen mit beiden geschlechtsbezeichnungen am ehesten angesprochen fühlen. wenn nur die männliche form verwendet wurde, haben sich die wenigsten frauen für die anzeige interessiert. männer fühlten sich von den anzeigen mit neutralen bezeichnungen am wenigsten angesprochen --> das heisst doch was.

guggi-gotti hat gesagt…

nun ist es and der zeit, dass ich mich mal wieder zu wort melde, denn was ich da so zu lesen bekomme in sachen frau/mann....tja, sushila,ich denke nicht, dass in der heutigen zeit noch eine frau koch lernt, eine junge frau lernt heute KÖCHIN und dies ist auch die offizielle berufsbezeichnung für eine gelernte köchin. und ausserdem, ich koche fast täglich für meine familie, deswegen bin ich aber noch keine köchin. ich bin ja auch keine reinigungsfachfrau, wenn ich zu hause abstaube oder böden wische.
und was bitte sieht doof aus? ihr HG-Akustiker oder HG-Akustikerin. man könnte ja beides schreiben oder? also ich denke auch bei den berufsbezeichnungen dürfen wir frauen darauf bestehen, dass nicht immer "nur" in der männlichen form geschreiben wird. da muss ich mami allemann recht geben, wenn es umgekehrt laufen würde, die meisten männer hätten damit sicher ein probelm. hören wir uns nur mal um bei den männern, die eine frau als vorgesetzte haben......
klar, wir haben sicher andere probleme zu lösen, als uns mit solchen sachen "rumzuschlagen" aber es ist auch wichtig!

Anonym hat gesagt…

Liebe Guggi-Gotti

Ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass es doof aussieht, wenn ein Beruf in der weiblichen Form geschrieben wird. Das ist mir völlig egal. Was mich stört, ist, wenn ein Satz total unleserlich wird, weil ständig beide Formen gebraucht werden (habe schon etliche solcher Sätze gelesen und mich jedesmal aufgeregt).

Nun zum Thema Koch: Ich habe eine gute Freundin, die KOCH gelernt hat. Wenn sie sich vorstellt, sagt sie, dass sie KOCH ist (und nicht Köchin). Und wenn ich noch Wikipedia zitiren darf: "Die zahlenmäßig immer noch wenigen Profi-Frauen dieses Berufs nennen sich heute meist gleichfalls Koch und nicht etwa Köchin, um die Assoziation mit Dienstmädchen zu vermeiden."

Bin ich übrigens die einzige hier, die nicht so extrem gegen die männliche Form ist? Ich habe das Gefühl, ich stehe mit meiner Meinung ganz alleine da o.O

Habe nochmals alle Beiträge durchgelesen und bin bei dem einen Punkt hängen geblieben, als es um das "Neutrum" ging. Ich finde, es ist ähnlich wie im Norwegischen (remo's Beitrag), wo die männliche Form zu einer neutralen wurde. Wenn MAN bedenkt, wieviele männliche Formen in anderen Wörtern sind, die wir tagtäglich gebrauchen...mhh da könnte MAN ja gleich unsere ganze Sprache wegwerfen und eine neue kreiren. Fände ich aber sehr übertrieben. Naja..jedeM das SEINe.. ;-)

Lg, Sushila

Anonym hat gesagt…

... und noch etwas senf:
mit vielem des hier analysiert und seziert worden ist im grunde einverstanden, kann ichs mir doch nicht ganz verkneifen:

hört um gottes willen mit diesem LAMENTIEREN über die (wohl bisweilen durchaus realexistierenden) täter-opferinnen-schemata auf und tut um gottes willen etwas mutigeres.

oder etwas zugespitzt an die adressatinnen gerichtet:
tut euch etwas zuliebe und vermeidet euch selbst und den durchaus auch existenten wohlwollenden und paritätisch gesinnten y-trägern zuliebe, euch auf lähmende weise als opfer zu stigmatisieren. es ist niemandem gedient, bei der empörung stehen zu bleiben.

und es gurkt mit der zeit auch jeden durchaus emanzipierten mann an, andauernd als repräsentant eines tätergeschlechts wahrgenommen zu werden.

weischwinimeine.

Anonym hat gesagt…

Hallo,

und es hat nicht geklappt LOL,....