30 November 2007

Frauen an die Macht und persönliche Heldin

In Norwegen sind alle Aktiengesellschaften zurzeit schwer erpicht darauf, ihre Aufsichtsratssitze an Frauen zu vergeben. Denn wenn sie die gesetzlich vorgeschriebene Quote von 40 Prozent nicht erfüllen, droht ihnen die Zwangsauflösung.

Mit dem neuen Gesetz will die norwegische Regierung das europaweite Geschlechter-Ungleichgewicht in den Verwaltungsräten bekämpfen. Betroffen sind 517 Aktiengesellschaften, die an der Osloer Börse gelistet sind. Nach Angaben der Ministerin für Kinder und Gleichstellung, Karita Bekkemellem, haben bis Anfang Oktober rund 60 Prozent der Firmen die Quote erfüllt. Bevor das Gesetz verabschiedet war, gehörten den Aufsichtsräten nur 18 Prozent Frauen an. In den Vorständen grösserer eruopäischer Aktiengesellschaften sitzen keine zehn Prozent Frauen, in der Schweiz sind es neun Prozent. (Tagesspiegel online und 20Minuten)

Und eine längst überfällige neue Nominierung: Die norwegische Regierung wird meine neue persönliche Heldin.

26 November 2007

Wir sind also Wikinger

Die Auswertung des Genmaterials von 3245 Schweizerinnen und Schweizer durch das Zürcher Unternehmen Igenea hat ergeben, dass 14 Prozent «dem hebräischen Stamm» zugeordnet werden können und 10 Prozent osteuropäische Wurzeln haben. Die Herkunft der Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer liegt bei den Wikinger und Kelten (Letztens im 20Minuten).

Bild: © EmmaN/ PIXELIO

Frisch gefragt #4

1. Hassen Sie Bargeld?

2. Warum?

4. Wenn Sie einen Menschen in der Badehose treffen und nichts von seinen Lebensverhältnissen wissen: woran erkennen Sie nach einigem Gespräch (nicht über Geld) trotzallem den Reichen?

5. Wieviel Geld möchten Sie besitzen?

Frisch, Max: Fragebogen. Frankfurt a.M. 1992, S. 45.

21 November 2007

Die grossen giftigen Spinnen kommen!

Endlich ist eine Spinnenphobie auch hierzulande nicht mehr so ganz sinnlos. Die Uni Bern hat unser aller Ängsten eine Berechtigung eingeräumt:

Etwa alle zwei Jahre siedelt sich eine neue Spinnenart in Europa an. In den letzten 150 Jahren wurden 87 Spinnenarten unbeabsichtigt nach Europa eingeführt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Prof. Wolfgang Nentwig und dem Doktoranden Manuel Kobelt vom Zoologischen Institut der Universität Bern. Hauptgrund dafür ist der zunehmende globale Handel, Spinnen werden vor allem mit Industriewaren eingeführt. Die eingeschleppten Arten sind meistens grösser als die einheimischen und leben vorwiegend in Gebäuden. «Je intensiver der Warenaustausch mit einem Kontinent ist, desto mehr neue Arten werden von dort eingeschleppt», erklärt Nentwig.

Klimawandel bringt subtropische Arten nach Europa

Das erklärt, weshalb die meisten neuen Arten aus Asien stammen. Die Transportwege zwischen Europa und Asien sind kurz und es herrscht reger Flugverkehr, der für fremde Arten besonders günstige Einwanderungsbedingungen bietet. Die Studie von Nentwig und Kobelt zeigt: Aus Südamerika stammen nur drei der 87 eingeschleppten Arten, aus Australien deren vier. Diese Zahlen könnten sich jedoch bald verändern, da der Klimawandel in Europa einen auch für subtropische Spinnen immer besser geeigneten Lebensraum schaffe, befürchten die Forscher.

Giftige Spinnen in der Hauswand

«Für die nahe Zukunft prognostizieren wir die Ansiedlung von mindestens einer fremden Spinnenart pro Jahr in Europa», schreibt Nentwig im Forschungsbericht. Darunter könnten auch vermehrt giftige Arten zu finden sein. Für den Menschen ist das insofern gefährlich, als fast drei Viertel der eingeschleppten Spinnen in urbanen Gebieten und in Gebäuden leben. Die Einflüsse, die der neue Artenreichtum auf das Ökosystem haben könnte, sind noch weitgehend unbekannt.

15.11.2007 - Universität Bern | Abteilung Kommunikation

Bild: Wikipedia

20 November 2007

Gästesektor - Lucilias frutzlige Frage

«Stellt euch vor es kommt eine böse Fee und die will euch ein Sinnesorgan klauen. Ihr dürft aber wählen, auf welches ihr in Zukunft verzichten werdet. Welches wählt ihr?»

Frage: Lucilia Mendes
Bild: Wikipedia

Warum nicht anders?

Der Untertitel der Gratisflugschrift Cash lautet «Für Geld, Geist und Gewinn». Warum eigentlich nicht «Für Geld, Gier und Geiz»?

17 November 2007

Betriebsausfall

Ein winziger Muskel vermag ein ganzes System ausser Betrieb zu setzen.

Man glaubt es also kaum - bis man im Bett liegt und nicht mehr aufstehen kann.

15 November 2007

Es war kalt

Ganz unscheinbar waren sie da. Eine gar gebrechliche Frau, vielleicht neunzig Jahre alt, in bunte Flickenwolldecken eingewickelt, die Mütze tief ins Gesicht gezogenen und den Schal mehrmals um den Hals gewickelt. So sass sie da in ihrem Rollstuhl und blickte ins Leere. Sie nahm nichts und niemanden wahr. Daneben stand ihr Mann. Zwischen seinen dicken Handschuhen lugte eine kleine, silberne Kamera hervor. Jedesmal, wenn eine Lücke im vorbeirauschenden Pendlerstrom es erlaubte, schoss er ein Bild vom gelben Bagger, der gerade den Asphaltboden in Stücke bracht. Seine Augen glänzten, glaub’ ich, vor Freude.

13 November 2007

Zamonien-Abenteuer #1.2

Fortsetzung von Smeiks Zusammentreffen mit den Unvorhandenen Winzlingen:

«Wie wär’s, wenn ich euch nicht mit Namen anspreche, und wir reden einfach weiter?»

«Das wäre unhöflich.»

«Schlechter Stil.»

«Du machst es dir gerne leicht, hm, Smeik?»

«Herrje – dann denkt euch doch selber einen Namen für euch aus, verdammt noch mal.»

«Ich möchte Smeik heissen.»

«Ich möchte Smeiksmeik heissen.»

«Und ich Smeiksmeiksmeik.»


«Ihr wollt Smeik, Smeiksmeik und Smeiksmeiksmeik heissen? Das wird aber verwirrend… Sagt mal, was Besseres fällt euch nicht ein?»

«Nein. Wir haben keine Phantasie.»

«Nicht?»

«Nein. Wir haben die Phantasie schon vor unvorstellbarere Zeit überwunden.»

«Vor unvorstellbar langer oder vor unvorstellbar kurzer Zeit?»

«Sag mal, willst du uns auf den Arm nehmen, Smeik?»

«He, habt ihre denn keinen Sinn für Humor?»

«Nein. Wir haben auch den Humor schon vor langer Zeit überwunden.»

«Ihr habt ja ziemlich viel überwunden.»

«Allerdings. Wir haben auch Raum und Zeit überwunden. Den Schmerz und den Tod.»

«Den Krieg und die Steuern.»

«Grösse vor allen Dingen. Jede Art von Grösse.»

«Ach ja? Was ist denn überhaupt noch übriggeblieben?»

«Zahlen. Nur Zahlen sind ewig.»

«Dann nennt euch doch nach Zahlen. Wie wär’s mit Eins, Zwei und Drei?»

«Das sind keine Zahlen. Das sind Wörter.»

07 November 2007

Schon 32.

Eine vertrocknete doch aufgetakelte Frau aus Basel sitzt mit ihrer ebenfalls in die Jahre gekommenen und wohlbeleibten Freundin im Zug und erzählt von ihrem Sohn.

«Der hatte diesen Sommer ja eine Freundin, hat sich dann aber von ihr getrennt. Ich glaube eine Woche später hatte der schon wieder eine. Und jetzt ist das eine Thailänderin!» In hemmungslos verächtlicher Manier presst sie Luft zwischen ihren verschrumpelten Lippen durch und zetert: «Er kennt unseren Standpunkt. Aber da kann man nichts machen, er ist ja auch schon 32.» – «Schon 32?», die beleibte Freundin nickt anerkennend.

Nach einer kurzen Pause – war es eine peinliche Pause? – fährt die um ihren Sohn besorgte Mutter fort: «Aber sie spricht eigentlich noch ganz gut deutsch. Ist wohl schon länger hier in der Schweiz. Und hat eine Aufenthaltsbewilligung. Sie ist wohl keine solche, die sich irgend so einen Schweizer angeln will. Und sie arbeitet da im Läckerlihuus – das ist ja schon mal gut.»

Eine weitere Pause später gibt es offenbar nur noch etwas anzufügen: «Ich sage dir, diese Männer, die sich heutzutage so eine Frau nehmen, haben einfach Probleme mit den emanzipierten westlichen Frauen.»

06 November 2007

Halloween-Recycling


Es war ja schon wieder Halloween!
Das war vor einem Jahr in New York City (Christopher Street).

04 November 2007

Ich liebe dir!

An Anna Blume

O Du, Geliebte meiner siebenundzwanzig Sinne, ich liebe dir! - Du deiner dich dir, ich dir, du mir. - Wir?
Das gehört (beiläufig) nicht hierher.
Wer bist du, ungezähltes Frauenzimmer? Du bist - -
bist du? - Die Leute sagen, du wärest, laß sie sagen, sie
wissen nicht, wie der Kirchturm steht.
Du trägst den Hut auf deinen Füßen und wanderst auf
die Hände, auf den Händen wanderst Du.
Hallo, deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt. Rot
liebe ich Anna Blume, rot liebe ich dir! - Du deiner dich
dir, ich dir, du mir. - Wir?
Das gehört (beiläufig) in die kalte Glut.
Rote Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?

Preisfrage:

1. Anna Blume hat ein Vogel.
2. Anna Blume ist rot.
3. Welche Farbe hat der Vogel?
Blau ist die Farbe deines gelben Haares.
Rot ist das Girren deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid, du liebes grünes
Tier, ich liebe dir! - Du deiner dich dir, ich dir, du mir. - Wir?
Das gehört (beiläufig) in die Glutenkiste.
Anna Blume, Anna, a-n-n-a, ich träufle deinen Namen.
Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.
Weißt du es, Anna, weißt du es schon?
Man kann dich auch von hinten lesen, und du, du Herrlichste
von allen, du bist von hinten wie von vorne: "a-n-n-a".
Rindertalg träufelt streicheln über meinen Rücken.
Anna Blume, du tropfes Tier, ich liebe dir!
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«Nennen Sie es Ausschlachtung

Anna Blume ist die Stimmung, direkt vor und direkt nach dem Zubettegehen.
Anna Blume ist die Dame neben Dir
Anna Blume ist das einzige Gefühl für Liebe, dessen Du überhaupt fähig bist
Anna Blume bist Du
Anna Blume ausschlachten heißt Dich schlachten
Bist Du schon einmal geschlachtet worden?
Anna Blume schlachten heißt Dich ausschlachten
Läßt Du Dich gerne ausschlachten?
Schlachte Anna Blume, die Stimmung vor dem Zubettgehen
Schlachte Anna Blume, die Dame neben Dir
Anna Blume schlachten, ist die einzige Ausschlachtung, deren Du überhaupt fähig bist
Wenn Du nicht zufällig, Merz wolle Dich bewahren, ein ganz unfähiger Mensch sein solltest.»

Quelle: Kurt Schwitters um 1919.