Verirrte Kurzmitteilungen auf meinem Telefon

WENN MAN von einer fremden Person eine Nachricht auf dem Handy kriegt, weil sie sich offensichtlich verwählt hat, dann ist das eine ganz seltsame Sache. Man erhält doch unweigerlich Einblick in einen Kommunikationsvorgang, der ganz persönlich und überhaupt nicht für die Öffentlichkeit, geschweige denn für mich, gedacht ist.

MAN BEGINNT SICH ZU FRAGEN, wer sich wohl hinter dieser kurzen, meist eigentümlich verfassten, Mitteilung verbirgt. Und wenn einem gerade danach ist, macht man den Absender oder die Absenderin (worum es sich jeweils handelt ist ja meistens auch nicht klar) auf den kleinen Fehler aufmerksam – wenns sein muss in der jeweiligen Sprache (zum Beispiel Französisch).

DOCH DANN fühle ich mich durch diese auch noch so gut gemeinte Tat jäh in meiner Privatsphäre gestört. Hat doch dieser mir unbekannter Mensch nun ebenfalls eine Nachricht von einer ihm fremden Person, also von mir, gekriegt.

ER WEISS JETZT, dass ich a) derweil gut mütig gesinnt bin; er erfährt unter Umständen b) dass ich seine Sprache nicht fehlerfrei beherrsche; und, das ist das Schlimmste an der ganzen Misere, c) er hat jetzt meine Handynummer! Wenigstens formuliere ich diese «sie haben sich offenbar verwählt-Mitteilung» in einem gar neutralen und unpersönlichen, ja unbeteiligten Ton, hinter welchem ich mich versteckt wähne. Bis jetzt ist ja noch Mal alles gut gegangen. Aber wer verwählt sich denn eigentlich beim Simsen?