26 April 2008

Das schrecklichste Ungeheuer aller Ungeheuer

Gustave Doré, der Junge, muss ein paar Aufgaben erfüllen, will er seine Seele nicht an den Tod verlieren. Unter anderem muss er dem Sensemann einen Zahn des schrecklichsten Ungeheuer aller Ungeheuer bringen:

«Aus den wirbelnden Wolken kam jetzt ein bedrohliches Geräusch, ein lautes Grunzen und Schnaufen [...] Die Wolken teilten sich wie ein Vorhang, und aus dem schwarzen Spalt dazwischen senkte sich eine Gestalt herab, die jeder Beschreibung spottete. Sie sah zu grotesk aus, um wirklich bösartig zu wirken, und zu hässlich, um komisch zu sein. Es war ein Schwein, grösser als jeder Drache, mit den Vorderklauen einer Echse, den Hinterbeinen einer Ziege, dem Schwanz einer Schlange und den Schwingen eines Adlers. [...]

‹Es geht nicht um ästhetische Massstäbe.› Es liess ein nachdenkliches Grunzen folgen [...] ‹Es geht nicht um Aussehen, sondern um Wirkung. [...] Ich fresse alles, Pflanzen und Fleisch, Sand, Schleim, Stein, Holz, Eisen und Gold, Planeten und Sterne. Ich fresse Wasser und Luft. Ich fresse Licht! Und ich fresse auch dich, mein Sohn – ja, ich bin schon dabei, du merkst es nur nicht, denn du bist noch jung. Eines Tages werde ich mich an mir selbst verschlucken, un dann implodiert das Universum! [...] Ich bin die Zeit!›, quiekte das geflügelte Ungeheuer triumphierend.»


Aus >Wilde Reise durch die Nacht von Walter Moers.

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